Das Seniorenwohnheim St. Josef in Tisens soll noch innerhalb März 2022 geschlossen werden. Alte pflegebedürftige Menschen sollten eigentlich in der näheren Umgebung deren Wohnorte und Bekanntenkreise bleiben und ihre letzten Tage verbringen dürfen.
Dies vorausgeschickt,
stelle ich an die Landesregierung folgende Fragen:
1. Gibt es tatsächlich keine Lösung, um das Seniorenwohnheim St. Josef in Tisens weiter fortzuführen?
2. Welche Möglichkeiten wurden geprüft?
3. Ist es den 41 Heimbewohnern in den vergangenen Jahren so schlecht gegangen, dass man jetzt die Anzahl reduzieren muss?
4. Gab es dazu Reklamationen oder Beanstandungen?
5. Wäre anzudenken eine Abweicherlaubnis zu erteilen, als Übergangslösung für evtl. nicht erfüllte Auflagen?
6. Besteht eine Möglichkeit und/oder Kompromissbereitschaft beider Seiten den Betrieb „Seniorenwohnheim St. Josef“ in Tisens in irgendeiner Form aufrechtzuerhalten?
7. Ist die Landesregierung bereit, einen eventuellen Kostenausgleich beizusteuern?
Bozen, 28.02.2022
Der Landtagsabgeordnete
Josef Unterholzner
Antwort von LR Deeg
Frage 1: Gibt es tatsächlich keine Lösung, um das Seniorenwohnheim St. Josef in Tisens weiter fortzuführen?
Antwort: Das Seniorenwohnheim St. Josef in Tisens war schon bei seiner Eröffnung vor mehr als 10 Jahren von Seiten des Trägers Deutschorden nur als Ausweichquartier während der Bauarbeiten für das neue Heim des Deutschordens in Völlan vorgesehen. Die Nutzung des Heimes wurde auf Antrag des Trägers um einige Jahre verlängert, um auch als Ausweichquartier während des Baus des neuen St. Josef-Heims in Meran zu dienen, aber es war mit dem Träger immer vereinbart, dass nach Eröffnung des neuen Heimes in Meran die Einrichtung geschlossen wird. Somit war immer vorgesehen und auch allen bekannt (Träger, Gemeinde, Heimführung, usw.) dass die Struktur spätestens mit der Eröffnung vom St. Josef-Heimes in Meran geschlossen werden musste.
In Tisens selbst gibt es ja bereits ein Seniorenwohnheim (Alters- und Pflegeheim St. Michael), das den Bedürfnissen der Gemeindebewohner vollends Rechnung trägt. Das Heim „St. Josef“ in Tisens fungierte von Anfang an als Übergangsstruktur bis zur Errichtung des Heims „St. Josef“ in Meran und hat damit die Bedürfnisse der Gemeinde Meran und Umgebung abgedeckt und nicht der Gemeinde Tisens.
Für Übergangsstrukturen, da per definition provisorisch, gibt es nicht die für alle Seniorenwohnheime vorgesehene Akkreditierung, sondern nur eine vereinfachte Erklärung.
Nachdem die Funktion des Heims als Übergangsstruktur mit der Fertigstellung der neuen Seniorenresidenz St. Josef in Meran nicht mehr gegeben war, hätte die Einrichtung eigentlich geschlossen werden müssen. Auf Anfrage hin wurde die Eirichtung allerdings gemäß den aktuell gültigen Akkreditierungsvorgaben überprüft und die Genehmigung für ein Seniorenwohnheim mit 29 Betten ausgestellt und somit die Möglichkeit geschaffen, dass die Einrichtung als anerkanntes Seniorenwohnheim hätte geführt werden können. Die Entscheidung, das Heim mit 29 Betten nicht führen zu wollen, ist eine betriebsinterne Entscheidung der Deutschordenschwestern Lana.
Unterstreichen muss man in diesem Zusammenhang, dass die Akkreditierung aus einer systematischen und fachkundigen Überprüfung der sozialen und sozio-sanitären Dienste besteht,
damit die Angemessenheit der Dienste und ihre laufende Verbesserung gewährleistet wird. Die Akkreditierung der Dienste garantieren somit sowohl eine angemessene Lebensqualität für die Heimbewohner wie auch eine adäquate Arbeitsqualität für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist daher ein wichtiges und zentrales Instrument. Die Akkreditierung bildet überdies die Grundvoraussetzung für den Zugang zur öffentlichen Finanzierung.
Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass derzeit das Argument der Platzverfügbarkeit nicht nachvollziehbar ist, denn der Betreiber Deutschordnen hat verfügbare Plätze in Meran und Lana, auch in anderen Heimen in der Stadt Meran gibt es ausreichend verfügbare Plätze.
In Tisens selbst gibt es ein weiteres Seniorenwohnheim (Alters- und Pflegeheim „St. Michael), das vordergründig den Bedrüfnissen der Gemeindebewohner zugute kommt.
Frage 2: Welche Möglichkeiten wurden geprüft?
Antwort: In Südtirol gibt es weitere 11 Seniorenwohnheime deren Bettenzahl unter 30 liegt. Diese Seniorenwohnheime arbeiten auch sehr professionell und ohne dass uns große finanzielle Schwierigkeiten gemeldet worden sind.
Frage 3: Ist es den 41 Heimbewohnern in den vergangenen Jahren so schlecht gegangen, dass man jetzt die Anzahl reduzieren muss?
Antwort: Seit mehr als 10 Jahren fungiert das Seniorenwohnheim St. Josef, Tisens ausschließlich als Übergangsstruktur für andere im Um- bzw. Ausbau stehende Seniorenwohnheime und wurde als solche auch immer wieder neu provisorisch genehmigt. Mit der Fertigstellung der neuen Seniorenresidenz St. Josef in Meran im Herbst 2021 verlor die Überganseinrichtung ihre Berechtigung und dies ist dem Träger seit Anfang der Führung der Einrichtung bekannt. Nun möchte der Träger das Heim St. Josef in Tisens nicht wie vorgesehen schließen, sondern abweichend von den bisherigen Aussagen als definitive Struktur führen. Daher hat der Träger um eine definitive Akkreditierung angesucht. Im Ergebnis kann die Struktur definitiv ergänzend zu St. Michael für 29 definitive Heimplätze zugelassen werden. Um keine nicht gewünschten Verlegungen nach St. Josef in Meran vornehmen zu müssen, können die derzeit in St. Josef Tisens wohnenden Heimbewohnerinnen dort verbleiben, einzig Neuaufnahmen können nicht gemacht werden, bis das Heim dann die genannte definitive Anzahl der akkreditierten Heimplätze erreicht hat.
Frage 4: Gab es dazu Reklamationen oder Beanstandungen?
Antwort: Siehe Antwort auf Frage 3.
Frage 5: Wäre anzudenken eine Abweicherlaubnis zu erteilen, als Übergangslösung für evtl. nicht erfüllte Auflagen?
Antwort: Das Seniorenwohnheim St. Josef Tisens verfügt bereits über eine gültige Eignungserklärung, welche die Fortführung der entsprechenden Betreuungs- und Pflegeleistungen erlaubt und finanziert.
Frage 6: Besteht eine Möglichkeit und/oder Kompromissbereitschaft beider Seiten den Betrieb „Seniorenwohnheim St. Josef“ in Tisens in irgendeiner Form aufrechtzuerhalten?
Antwort: Siehe Antworten auf Frage 1 und Frage 2
Frage 7: Ist die Landesregierung bereit, einen eventuellen Kostenausgleich beizusteuern?
Antwort: Siehe Antwort auf Frage 2.
Mit freundlichen Grüßen
Waltraud Deeg
-Landesrätin-